BASF – charttechnischer Kauf nach Darvas!
Die Aktie des Chemiekonzerns BASF zeigte sich zum Wochenauftakt deutlich fester. Sie profitierte dabei sicher auch von den geringer als erwartet ausgefallenen Schäden durch den Hurrikan Rita, die für Erleichterung am Gesamtmarkt sorgten. Das Unternehmen war direkt von dem Sturm betroffen, unterhält es doch zahlreiche Standorte in der Region, von denen im Vorfeld fünf geschlossen wurden.
Wie hoch die Schäden durch Produktionsausfälle und Zerstörungen tatsächlich ausfallen, muss nun abgewartet werden. Die Schäden dürften aber im normalen Rahmen liegen und negative Überraschungen sollten ausbleiben. Stattdessen stehen die Ampeln für das Papier weiter auf grün. Mit der jüngsten Aufwärtsbewegung hat die Aktie ihr bisheriges Allzeithoch von 61,09 Euro überwunden und zunächst bei 61,25 Euro ein neues Hoch markiert. Allerdings konnte dieses Niveau am Dienstag nicht gehalten werden, und der Kurs ging mit dem Gesamtmarkt etwas zurück.
Darvas-Strategie
Aus charttechnischer Sicht gibt es aber dennoch einen guten Ansatzpunkt auf der Long-Seite, da der langfristige Aufwärtstrend nach wie vor intakt ist. So könnte sich ein Investment nach der Darvas-Strategie anbieten. Bei dieser werden, getreu dem Motto "Der Markt hat immer recht", nur Aktien gekauft, deren Kurs sich auf Mehrjahres- oder Allzeithoch befindet. Es werden also bewusst Papiere erworben, die "teuer" sind. Man setzt hier auf die Tatsache, dass steigende Aktien dazu neigen, weiter zu steigen. Im konkreten Fall können charttechnisch orientierte Investoren daher eine prozyklische Long-Position erwägen, nachdem der Kurs das Hoch vom Montag bei etwa 61,25 Euro nun im frühen Handel am Mittwoch überwunden hat.
Verstärktes Engagement in China
Aber nicht nur aus technischer Sicht ist BASF interessant. Auch fundamental steht der weltweit größte Chemiekonzern glänzend da. Zudem baut das Unternehmen seine weltweite Präsenz weiter aus. Das jüngste Vorhaben ist der Ausbau der Aktivitäten im derzeitigen Wachstumsmarkt Nummer eins: China. Hier sind nun weitere Investitionen geplant. Bereits vor der offiziellen Inbetriebnahme des neuen Verbundstandortes in Nanjing am Mittwoch sprach Firmenlenker Jürgen Hambrecht davon, derzeit mit dem Partner Sinopec über neue Investitionsprojekte zu verhandeln. Dabei geht es den Angaben nach um den Ausbau der Standorte Nanjing und Schanghai. Bis 2009 will BASF 1 Mrd. Euro in Asien investieren. China wird nach Ansicht des Managers einen großen Anteil daran haben.
Ehrgeizige Ziele
Gleichzeitig konkretisierte der Vorstand die Ziele. Demnach will die Gesellschaft bis zum Jahr 2010 rund 10% des globalen Umsatzes mit Chemikalien im Reich der Mitte erwirtschaften. Spekulationen zufolge wird der Konzern in der Volksrepublik nach 1,9 Mrd. Euro Umsatz 2004 im laufenden Jahr mehr als 2 Mrd. Euro erreichen. Aber nicht nur China steht hoch im Kurs bei den Zukunftsplänen. Die Region Asien-Pazifik insgesamt wird für den Konzern immer wichtiger.
Wachstumsregion Asien
Bis 2010 will BASF hier 20% seiner Ergebnisse einfahren und hat sich somit ehrgeizige Ziele gesetzt. Die in den vergangenen Jahren ausgegebenen Mittel in der Region sprechen für sich. Das in vier Jahren gebaute Chemiewerk in Nanjing, das am Mittwoch mit einem Festakt offiziell eröffnet wurde, ist die größte Einzelinvestition in der 140-jährigen Firmengeschichte. Zusammen mit dem chinesischen Partner Sinopec hatte man dort mehr als 2,3 Mrd. Euro investiert. Das BASF-YPC genannte 50:50-Joint Venture soll 1,7 Millionen Tonnen hochwertiger Chemikalien und Kunststoffe jährlich produzieren. Die Fertigung läuft den Angaben nach bereits seit Anfang des Jahres. Nach Aussagen Hambrechts kann das Unternehmen möglicherweise schon im ersten Jahr mit einem ausgeglichenen Ergebnis aufwarten.
Kräftige Rückflüsse erwartet
Langfristig dürften sich die Investitionen dann weiter auszahlen und ordentliche Beiträge zum Konzernergebnis liefern, gilt Asien mit seinen Wachstumsmärkten China und Indien doch als Wachstumsmotor in den kommenden Jahren. Davon dürfte insbesondere die Chemieindustrie, wie sich bereits jetzt abzeichnet, profitieren. China nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein – bis 2010 will BASF 70% des Umsatzes in der Region mit lokal gefertigten Produkten erzielen. Bereits im vergangenen Jahr hat die Volksrepublik Japan überholt und stieg hinter den USA zum zweitgrößten nationalen Chemiemarkt auf. Der Konzern rechnet nun bis 2015 mit 700 Millionen potenziellen Kunden in China. Zudem dürfte das Land noch geraume Zeit, trotz der Investitionen, Nettoimporteur chemischer Produkte bleiben. Davon dürften auch die BASF-Standorte in anderen Teilen der Welt wie beispielsweise Deutschland profitieren. Trotz des in den vergangenen Monaten kräftig gestiegenen Aktienkurses hat das Papier damit weiteres Potenzial. Und Käufe dürften sich auf dem aktuellen Niveau daher sowohl technisch als auch fundamental auszahlen.
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06. Oktober 2005 (faz):
Verdoppelung des Umsatzes in Osteuropa geplant
... Vorstellung der neuen Europastrategie 2015. Der weltgrößte Chemiekonzern will in Europa mit Hilfe von neuen Produkten und Dienstleistungen künftig doppelt so stark wachsen wie der Markt. Die BASF wolle den Umsatz bis 2015 jährlich um drei bis vier Prozent steigern, sagte der stellvertretende BASF-Vorstandsvorsitzende Eggert Voscherau. Der europäische Chemiemarkt dagegen wachse derzeit um etwa zwei Prozent jährlich. In Osteuropa soll sich der Umsatz bis 2010 auf zwei Milliarden Euro verdoppeln. Dabei werde in Europa jährlich weiter rund eine Milliarde Euro investiert.
In einigen Bereichen will der Konzern deutlich Marktanteile gewinnen. Hierbei setzt man auf verstärkte Kundenorientierung und Kooperationen in der Forschung und der Produktentwicklung. Diese Ansätze könnten der BASF einen Wettbewerbsvorsprung verschaffen. Zudem wolle die BASF ihr Know-How bündeln und daran arbeiten, für gesamte Branchen wie die Bau- oder Verpackungsindustrie Produkte und Lösungen anzubieten.
Die „gewaltigen Wachstumschancen” in Osteuropa könne die BASF nutzen, weil sie in jedem Land mit Vertriebsorganisationen vertreten sei und die Region von ihren Produktionsanlagen in Mitteleuropa aus beliefern könne. Dafür sei ein dritter Verbundstandort in Osteuropa neben Ludwigshafen und Antwerpen nicht notwendig.
Gute Geschäfte in China
Um weiter wachsen zu können, müsse die BASF immer profitabler wirtschaften, sagte Voscherau zudem. Notwendig seien Produktivitätssteigerungen zwischen drei und fünf Prozent pro Jahr. Allein im Werk Ludwigshafen seien mittlerweile dauerhaft 480 Millionen Euro pro Jahr eingespart worden. Mit der Optimierung lokaler Strukturen in Europa kämen weitere 250 Millionen Euro im Jahr hinzu.
In China erwartet BASF bis 2015 eine jährliche durchschnittliche Zunahme von 5,5 Prozent beim Verbrauch chemischer Produkte. Das Gemeinschaftsunternehmen mit der chinesischen Sinopec wird nach Schätzungen der Analysten von Morgan Stanley einen annualisierten Umsatz in Höhe von 800 Millionen Euro generieren. Dies würde etwa zwei Prozent des für 2005 erwarteten Gesamtumsatzes von BASF entsprechen. Im Jahr 2006 werde die neue chinesische Fabrik einen Gewinn vor Steuern und Zinsen von 160 Millionen Euro erzielen, was wiederum drei Prozent des gesamten Gewinnes vor Steuern und Zinsen entspreche.
Mit diesen Aussichten scheint BASF an die positive Entwicklung der vergangenen Jahre anzuknüpfen. Nach der erfolgreichen Restrukturierung geht es mit dem Umsatz seit dem dritten Quartal des vergangenen Jahres aufwärts und seit dem laufenden Jahr auch auf der Gewinnseite. Wie das - traditionell meist schwächere - dritte Quartal ausgefallen sein wird, wird BASF am 2. November berichten.
Jedenfalls ist die Aktie auf Basis der aktuellen Gewinnschätzungen mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) von 11,3 für das laufende und 11 für das kommende Jahr nicht teuer.
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Text: @mho